Acht Jahreszeiten mit dem Jourist Quartett

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Acht Jahreszeiten und ein posthumes Treffen zweier Tango-Ikonen an der Ems

Jourist Quartett: Edouard Tachalow (Violine), Jakob Neubauer (Bajan), Christian Schulz (Gitarre) und Johannes Huth (Bass) - Foto: Karlheinz Krämer
Jourist Quartett: Edouard Tachalow (Violine), Jakob Neubauer (Bajan), Christian Schulz (Gitarre) und Johannes Huth (Bass) – Foto: Karlheinz Krämer

Tango – das verbindet man nicht unbedingt mit der Ukraine oder Russland, sondern eher mit Buenos Aires und Astor Piazzolla. Im Rahmen der Gezeitenkonzerte schlägt das Jourist Quartett diese ungewöhnliche Brücke bei seinem Auftritt im Aschendorfer Heimathaus.

Aschendorf. Ein skeptischen Blick nach oben, dann grinst Johannes Huth breit – und erntet freundliche Lacher im Publikum: Huths Kontrabass stößt beinahe an die dicken Eichenbalken, die das Aschendorfer Heimathaus durchziehen. Im Rahmen der Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft gastiert Huth mit seinem Jourist Quartett, einem der besten deutschen Tangoensembles, im Emsland. Die geringe Höhe des Dachbalkens steht im Kontrast zur Weite des Programms: Die Musiker verbinden südamerikanische Rhythmen mit osteuropäischer Seele.

Christian Schulz (Gitarre) und Johannes Huth (Bass), Foto: Karlheinz Krämer
Christian Schulz (Gitarre) und Johannes Huth (Bass), Foto: Karlheinz Krämer

Namensgeber des Jourist Quartetts ist der ukrainische Komponist Efim Jourist (1947-2007). Mit den „Acht Tango Seasons“ vereint das Quartett die Melodien der argentinischen Tango-Legende Astor Piazzolla mit der Musik des Ukrainers zu einem musikalischen Ganzen. Die Motivation für dieses Arrangement erklärt der Violinist Edouard Tachalow so: „Als Efim Jourist in Buenos Aires auftrat, wollte er sich unbedingt mit Astor Piazzolla treffen. Ein KGB-Agent verbot es ihm. Efim gehorchte – sonst hätte er nicht zurück in seine Heimat gedurft.“
So sorgen die vier Musiker in Aschendorf dafür, dass die beiden Tango-Ikonen doch noch zusammenkommen. Im Wechsel erklingen die „Jahreszeiten“-Melodien der beiden Komponisten und ergänzen sich vortrefflich – zur großen Freude des Publikums. Schon nach den ersten beiden Stücken, dem „Winter“, gibt es laute Bravo-Rufe aus dem Zuschauerraum. Das Spiel des Jourist Quartetts ist virtuos, etwa wenn Geiger Tachalow beim Tango pizzicato im russisch-ukrainischen „Frühling“ die Saiten der Violine nicht streicht, sondern zupft. Oder Akkordeonist Jakob Neubauer auf dem Bajan in die sibirische Steppe entführt. Meisterlich wechseln die Musiker in scheinbarer Leichtigkeit zwischen den Tempi und heiteren oder melancholisch-romantischen Klängen. Das Publikum ist betört und spendet stehende Ovationen. Die vier Musiker danken es mit mehreren Zugaben. Wer das Jourist Quartett in Aschendorf nicht erleben konnte: Am 13.09. spielen die vier im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage in Bersenbrück.

Text: Jörg Vollbrecht

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