Dankeschön!

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Ein “Dankeschön-Konzert”

Matthias Kirschnereit sagt Dankeschön", Foto: Reinhard Former
Matthias Kirschnereit sagt Dankeschön”, Foto: Reinhard Former

In der letzten Woche hatte die Ostfriesische Landschaft die Sponsoren der Gezeitenkonzerte zu einem kleinen Dankeschön-Konzert mit Matthias Kirschnereit als künstlerischem Leiter des Festivals geladen. Der Ständesaal war dafür der ideale Raum. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg begrüßte die mehr als 40 Gäste, die der Einladung folgen konnten. Ein paar waren terminlich leider schon gebunden und drückten mit ihrer Rückmeldung gleichzeitig ihr Bedauern aus, nicht teilnehmen zu können. Dabei hatten wir als quasi letzte „Amtshandlung“ am Mittwoch nach dem Festival eingeladen – also so schnell wie möglich, bevor wir uns eine wohlverdiente Auszeit gegönnt haben.
Besonders gefreut haben wir uns, dass der scheidende Generalsekretär der Stiftung Niedersachsen, Joachim Werren, sich nach Ostfriesland begeben hatte, ist es doch für die Hannoveraner meist schwierig, für einen solchen Termin mal eben die drei Stunden hin und auch wieder zurück zu fahren.
Rico Mecklenburg fasste sich sehr kurz, begrüßte lediglich die Anwesenden und drückte seine Freude darüber aus, dass der Freundeskreis während des Festivals von 277 auf 357 Mitglieder angewachsen ist – also um fast 30 %. Des Weiteren verlas er den enthusiastischen Brief von Bärbel Backhaus, den ich an anderer Stelle hier im Gezeitenblog bereits gepostet habe.
Dann übergab er an Matthias Kirschnereit, der sich den Worten seines Vorredners anschloss und rasch bekannt gab, was er zuerst zu spielen gedachte, nämlich eine Händel-Chaconne. Händel sei 1685 geboren, ebenso wie Domenico Scarlatti, der es immerhin auf mindestens 555 Klaviersonaten gebracht habe. Zwei davon werde er spielen. Es sei ein wichtiges Jahr für die Musikgeschichte gewesen, da auch Johann Sebastian Bach 1685 geboren sei. Dessen Choral „Jesu, meine Freude“ habe er lange nicht gespielt. Umso mehr Inbrunst legte er nun hinein, was von den aufmerksam lauschenden Zuhörern dankbar gewürdigt wurde.

Resümee des künstlerischen Leiters
Nach diesem „Musikblock“ äußerte sich Matthias Kirschnereit doch etwas ausführlicher zu den Gezeitenkonzerten 2015. Sie seien „der Burner“ gewesen, so habe er in diesem Jahr von Rico gelernt. Es gab ein nicht ausverkauftes Konzert, wobei es sich um den Nachholtermin von Maria João Pires gehandelt habe. Insgesamt wurden 9.036 Tickets verkauft, was nach dem fantastischen Ergebnis vom Vorjahr mit 7.652 Tickets und … im Vorjahr [unglaublich, was der Mann so alles im Kopf hat!] einfach wunderbar sei. Zusätzlich haben die Gezeitenkonzerte 1.600 [na gut, es waren nur 1.500] Schülerinnen und Schüler erreicht, sodass man hoffentlich insgesamt rund 10.000 Personen unvergessliche Stunden geschenkt habe. Die in diesem Jahr erreichte Besucherzahl der Gezeitenkonzerte sei zukünftig kaum noch zu steigern. „Wir können nicht permanent wachsen!“, gab Matthias Kirschnereit zu bedenken. Das Motto von VW „Wir stärken die Region!“ sei ihm ein großer Ansporn, wobei das ohne die Unterstützung der Förderer schlichtweg nicht möglich gewesen wäre.
Es gab vier Mitschnitte in diesem Jahr, zwei davon durch unseren Kulturpartner NDR Kultur, einen durch den Deutschlandfunk, einen weiteren von Deutschlandradio Kultur, wobei man bei dem Nachholtermin von Maria João Pires großes Glück gehabt habe, dass der Ü-Wagen frei war.
Auch das „fantastische Team“ kam nicht zu kurz. Als künstlerischer Leiter werden sowohl er als auch wir nun täglich mit Anfragen von Künstlern und Agenturen bombardiert. Darüber hinaus wollen alle Künstler wieder kommen, da sie sich außerordentlich wohlgefühlt haben und begeistert vom Publikum der Gezeitenkonzerte seien. Wo gebe es das, dass eine Stargeigerin wie Carolin Widmann vor 120 Personen in der Deichkirche in Carolinensiel spielt? So etwas sei letztlich nur dank der Unterstützung der Förderer und des Publikums möglich. Es sei ein Feuer in der Region entfacht worden, ein Gezeiten-Spirit der Begeisterung, Anteilnahme und Freude.
Allerdings habe es nicht nur bequeme Konzerte gegeben. Das Aleph Quartett habe mit dem „Neue Musik-Part“ [inklusive Uraufführung] durchaus Grenzen ausgelotet. Matthias Kirschnereit habe Spaß an der jungen, frischen Bewegung, die durch Ostfriesland geht: Eine weitere Unterstützung sei wünschenswert. Er sei stolz, aber gleichzeitig auch voller Demut und Bescheidenheit. Mit viel Tatendrang gehe es nun an die Planung für 2016.

Dankes-Karte von Wolfgang Rihm im Anschluss an sein Porträtkonzert Neue Musik in der Evenburg
Dankes-Karte von Wolfgang Rihm im Anschluss an sein Porträtkonzert Neue Musik in der Evenburg

Danach zitierte er aus den Einträgen der Künstler im Gästebuch. Wolfgang Rihm schickte zusätzlich noch eine Karte hinterher, mit der er sich erneut für die herzliche Aufnahme bedankte. Selbst Grigory Sokolov hat Matthias Kirschnereit noch in der Künstlergarderobe gesagt, dass er gerne wiederkäme, ebenso wie Maria João Pires.

Im Anschluss ging es musikalisch mit einigen Liedern ohne Worte weiter. Mit denen habe Matthias Kirschnereit beim Gezeitenkonzert in der Johannes a Lasco Bibliothek bei seiner Zugabe aufgehört, da könne man schön wieder anknüpfen. Viele hören die Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn, aber auch die seiner Schwester Fanny Hensel derzeit häufig im Radio. Zumeist handelt es sich dabei um die aktuelle CD von Matthias Kirschnereit.

Helmuth Aiso Brümmer, Gastgeber und zusammen mit den Raiffeisen Volksbanken in Ostfriesland Förderer des Abschlusskonzertes, hatte ihm ein Geschenk mitgebracht: Ein Bild von der JPON, dem Orchester des Schlusskonzertes auf dem Polderhof in Bunderhee. Das sei ein sehr besonders Konzert gewesen, obwohl er nicht wisse, welches sein „Lieblingskonzert“ 2015 gewesen sei. Er habe sie alle noch vor Augen…

Matthias Kirschnereit bekommt auch ein Geschenk, Foto: Reinhard Former
Matthias Kirschnereit bekommt auch ein Geschenk, Foto: Reinhard Former

Ausblick auf 2016
2016 werden die Gezeitenkonzerte fünf Jahre alt, ebenso wie der Sohn Kirschnereits. Es sei spannend wie sich das Festival entwickelt habe. Eine Absage gibt es fürs nächste Jahr bereits: Murray Perahia, einer der für ihn größten Pianisten, kann 2016 im Festivalzeitraum (24. Juni bis 14. August) nicht nach Ostfriesland kommen, hat aber Interesse an einem Auftritt danach. Dann gibt es auf jeden Fall die grenzübergreifende Kooperation mit der Gustav Mahler Akademie Bozen und den English Baroque Soloists mit Bach-Werken im Rahmen des Europaprojektes SPREAD (bald mehr dazu). Alte Musik wird Einzug ins Programm finden. Ein Traum des künstlerischen Leiters ist es, zum kleinen fünfjährigen Jubiläum alle fünf Beethoven-Konzerte aufzuführen. Die Gezeiten-Classixx könnten eine Wiederauflage erfahren und mehr möchte ich an dieser Stelle einfach noch nicht verraten, außer vielleicht, dass es auch 2016 wieder eine Kammermusikwoche zu einem bestimmten Thema mit hochkarätiger Besetzung geben wird.

Musik von Rachmaninow bildete den offiziellen Abschluss des Abends; als Zugabe gab es aus Schumanns Kinderszenen noch „Von fremden Ländern und Menschen“, was meiner Meinung nach auch ein schönes Thema fürs Festival wäre, nach dem Motto „Musik verbindet Kulturen – grenzenlos“.

Auch das Team bekommt ein Dankeschön und lauscht aufmerksam, Foto: Reinhard Former
Auch das Team bekommt ein Dankeschön und lauscht aufmerksam, Foto: Reinhard Former

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Wir bedanken uns bei unseren Festivalförderern