Das Szymanowski Quartett in Leer

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Szymanowski Quartett, Foto: Marco Borggreve

Nun wird man schon angesprochen, wenn man mal ein paar Tage nicht zum Bloggen kommt. Aber es stimmt ja. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich erst am Tag des Konzertes etwas über das Szymanowski Quartett schreiben würde. Dabei ist das eines der Gezeitenkonzerte, das schon lange feststeht. Das Datum wurde noch ein paarmal variiert, aber es war klar, dass die vier sympathischen Jungs dabei sein würden.

Heute Abend ist es also schon so weit: In der frisch renovierten Großen Kirche in Leer, die wirklich sehr schön geworden ist, treten Andrej Bielow (Violine), Grzegorz Kotów (Violine), Vladimir Mykytka (Viola) und Marcin Sieniawski (Violoncello) als Szymanowski Quartett auf. Sie haben sich ein meiner Meinung nach wunderschönes Programm ausgesucht. Es beginnt mit dem Streichquartett Nr. 23 f-Moll op. 20/5 von Joseph Haydn, einem der „Sonnenquartette“. Ulf Brenken hat bei uns mal wieder Aufklärungsarbeit geleistet: Die Bezeichnung ist nicht auf die wärmende, strahlende Sonne zurückzuführen, sondern stammt schlicht und ergreifend daher, dass das Titelblatt einer zeitgenössischen Druckausgabe von 1779 von einer aufgehenden Sonne verziert war. Manchmal staunt man!

Es folgt das Streichquartett Nr. 2 op. 56 des großen Namensgebers des Quartettes, Karol Szymanowski, dessen Werke leider viel zu selten in Konzerten zu hören sind. Mein persönlicher Eindruck wird einmal mehr durch Ulf Brenkens Text für das heutige Konzert untermauert, in dem er schreibt: „Karol Szymanowski [gilt] heute als Repräsentant der beginnenden Neuen Musik in Polen. Aufgrund „beharrlicher Ignoranz unserer Veranstalter und Interpreten“ werden die Kompositionen Szymanowskis nicht allzu häufig aufgeführt, was auf „ihre äußerste Konzentriertheit und sperrige Tonsprache“ (Michael Struck-Schloen) zurückgeführt werden kann. Immerhin hat ein großer Geiger wie Christian Tetzlaff beide Violinkonzerte im Repertoire (und spielt sie im November an einem Abend in Reykjavik!) Im Rahmen der Gezeitenkonzerte kann hier also ein weiterer „weißer Fleck“ von der Landkarte selten zu hörender Streichquartett gestrichen werden.“

Den Abschluss des Konzertes bildet das Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Werk, das er quasi als Requiem für seine verstorbene Schwester Fanny komponierte, ein sehr dynamisches Werk, von Trotz und Trauer geprägt, das mich sehr berührt.

Andrej Bielow durfte ich schon begegnen, die anderen Herren kenne ich noch nicht, bin aber sehr gespannt. Andrej habe ich als begeisterten Musiker und sympathischen Menschen kennengelernt. Aus dem Interview, das Karin Baumann für die Ostfriesischen Nachrichten am Samstag mit ihm geführt hatte (s. Rubrik “Presse” hier im Blog), konnte ich ihn sehr gut herauslesen. Das Szymanowski Quartett gibt es seit 1995; mittlerweile gehört es zu einem der bemerkenswertesten Streichquartette seiner Generation. Ausgebildet wurde es an der Musikhochschule Hannover von Hatto Beyerle. Seit dem Herbst 2000 unterrichtet das Quartett selbst ebenda eine Kammermusikklasse. Es ist zu Hause auf den verschiedensten Bühnen der Welt und hat zahlreiche Preise gewonnen (s. Homepage). Schön finde ich, dass das Szymanowski Quartett im Jahr 2008 das „Lviv Chamber Music Festival“ gegründet hat. Bekannt ist Lviv ja spätestens seit diesem Jahr durch die gemeinsame Fußball-EM in Polen und der Ukraine, allerdings eher unter dem deutschen Namen Lemberg. Als musikalische Grenzgänger will das Szymanowski Quartett zu einem aktiven Kulturaustausch beitragen und lädt dazu namhafte Künstlerkollegen zu gemeinsamen Konzerten nach Lviv ein. Übrigens stammt auch der junge Pianist Vasyl Kotys, der das Gipfelstürmer-Konzert in Bagband bestritten hat, von dort.

 

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