Deichkirche Carolinensiel

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Deichkirche Carolinensiel, Foto: Karlheinz Krämer
Deichkirche Carolinensiel, Foto: Karlheinz Krämer

Wo sich heute der Ort Carolinensiel befindet, stieß einst die Harlebucht weit ins Land hinein. Seit 1500 etwa begann man damit, der Nordsee durch Eindeichung fruchtbares Land abzugewinnen. Über 200 Jahre vergingen, ehe die Harlebucht vollständig eingedeicht war. Wo die Harle ehemals ungehindert ins Meer floss, entstand ein Siel, um das Wasser durch den Deich zu führen. 1730 wurde hier der Sielhafenort Carolinensiel gegründet, der seinen Namen von der Ehefrau des damals in Ostfriesland regierenden Fürsten Georg Albrecht, Sophie Caroline, bekam.
Auf den Bau einer eigenen Kirche mussten die Carolinensieler für ihren durch Schifffahrt und Fischfang gedeihenden Ort noch bis 1776 warten. Bis dahin unternahmen sie den weiten Weg nach Funnix oder Berdum, um am Gottesdienst teilzunehmen.


Der im Volksmund Deichkirche und Schifferkirche genannte rechteckige Saalbau steht auf einem ehemaligen Deich, einem sog. Schlafdeich, ein einmaliger Standort für eine Kirche! 1793 wurde dem schlichten Backsteinbau ein Glockenturm hinzugefügt.
Das Innere der Kirche zeigt eine einheitliche Ausstattung aus der Erbauungszeit im gemäßigt-norddeutschen Barock: Der Kanzelaltar und die Priechen (logenartige Kirchenstühle, meist für höhergestellte Personen der Gemeinde gedacht) strahlen in reinem Weiß, das einfache Kastengestühl bildet mit seiner roten Fassung einen lebendigen Kontrast.

Die Orgel mit weißer Akanthusschnitzerei stammt aus den Jahren 1780/81. Sie wurde in der Werkstatt von H.J. Müller, Wittmund, hergestellt. Stifter des Instruments war der Carolinensieler Otto Heinrich Hoock, der sich als Kommandant auf der damals niederländischen Insel Edam in der Bucht von Batavia (heute Jakarta/Indonesien) befand. Er ließ aus Amsterdam 1000 Holländische Florin schicken. Für diese Summe mußte ein Arbeiter damals drei Jahre lang arbeiten.

Drei schöne Votivschiffe – das sind Schiffsmodelle, die aus Dank für oder als Bitte um glückliche Heimkehr von See gestiftet wurden – sind in der Kirche aufbewahrt. Die „Venus“ von 1776 auf der linken Prieche ist das älteste. Auf der rechten Prieche steht ein Modell der Fregatte Alje Mehrings aus dem Jahr 1921 und die Dreimastbark Marie Emilie an der Nordwand entstand erst 1985.

Text: Monika van Lengen

Ev.-luth. Deichkirche Carolinensiel
Pumphusen
26409 Wittmund-Carolinensiel

Kirche Carolinensiel, Innenansicht, Foto: Karlheinz Krämer
Kirche Carolinensiel, Innenansicht, Foto: Karlheinz Krämer

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