Die erste Lange Nacht der Gipfelstürmer 2014

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Janka Simowitsch und Emanuel Jessel, Foto: Karlheinz Krämer
Janka Simowitsch und Emanuel Jessel, Foto: Karlheinz Krämer

Nach dem großen Erfolg der Langen Nacht der Gipfelstürmer bei den Gezeitenkonzerten 2013 haben wir in diesem Jahr gleich zwei davon ins Programm aufgenommen. Beide waren relativ schnell ausverkauft. Am Samstagabend war es soweit. Nachdem sich die Gezeitenkonzerte über Tag am Auricher Projekt „Kulturhäppchen“ beteiligt hatten, indem sie Neugierige einluden, sich die Vorbereitungen im Ständesaal und im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft anzuschauen, ging es um 18:00 Uhr los. Leider fing es pünktlich zum Start des Caterings eine Stunde vor Konzertbeginn an zu regnen, was für die Stimmung leider nicht sehr zuträglich war. Das war zwar schade, aber glücklicherweise diente unser Zeltdach im Landschaftsgarten auch als Regenschutz, unter dem auch das Team von Thiele und Freese mit seinem Tee-Stand – unschlagbar bei nicht-sommerlichen Temperaturen und Regen – Zuflucht fand.

Eine Tasse Tee: immer einge gute Idee; Foto: Karlheinz Krämer
Eine Tasse Tee: immer einge gute Idee; Foto: Karlheinz Krämer

Auch wenn es zu Beginn ein paar Irritationen gab, wer wo hin sollte und was, wann wie passieren würde, nahm der Abend zusehend an Fahrt auf. In Form eines Wandelkonzertes boten im Landschaftsforum und im Ständesaal insgesamt 13 Künstler in zwei Teilen (mit Wiederholung, damit alle Gäste in den Genuss des vollständigen Programms kommen konnten) ihre musikalischen und schauspielerischen Kostproben an. Um es vorweg zu nehmen: Es war insgesamt eine runde Sache mit ausnehmend hohen künstlerischen Leistungen. So eine Vielfalt an einem Abend geboten zu bekommen, ist eine tolle Sache. Verschiedene Formationen vom Solopart bis zum Quartett mit verschiedenen Instrumenten, Gesang und Schauspiel standen auf dem Programm. Die künstlerischen Leistungen heizten die Stimmung an und alle Verstimmungen, die es möglicherweise zu Beginn gab, waren schon in der ersten Pause vergessen.
Für Diskussionen sorgte in der „Ständesaal-Gruppe“ die Darbietung des „Bartsch“ durch Schauspieler und Sänger Emanuel Jessel: Eine zugegebenermaßen anspruchsvolle schauspielerische Darbietung beruhend auf harten Fakten. Ein Vergewaltiger (Monolog aus „Bartsch, Kindermörder“ von Oliver Reese) spricht über seine Neigung und den Versuch, sie ihm „heraus zu operieren“. In der Wiederholung verzichteten wir auf diesen Part, da er einigen Gästen zu heftig war. Das vision string quartet hat viele neue Freunde durch seine frische, unverbrauchte und unkonventionelle Spielweise gewonnen. Die aus Liya Petrova (Violine), Adrien La Marca (Viola), Pau Codina Masferrer (Violoncello) und Lilit Grigoryan (Klavier) bestehende Formation setzte eine Duftmarke mit seinem Brahms-Quartett. Eine große Freude war es, Pianistin Janka Simowitsch und Emanuel Jessel bei ihren bunten Programmen zu folgen. Da gab es den Opern-Boogie von Kreisler, später dann auch dessen unvergessliches „Tauben vergiften im Park“. Moderiert wurde der gesamte Abend von Matthias Kirschnereit als künstlerischem Leiter und Ulf Brenken, der für uns sonst die musikwissenschaftlichen Texte und manch schönen Blogbeitrag für die Abendprogramme schreibt.

Marina Medvedeva mit Jinho Moon, Foto: Karlheinz Krämer
Marina Medvedeva mit Jinho Moon, Foto: Karlheinz Krämer

Tenor Karo Khachatryan hat mittlerweile nach seinem Auftritt im letzten Jahr zusammen mit Vasyl Kotys am Klavier eine kleine Fangemeinde in Aurich. Auch in diesem Jahr enttäuschte er zusammen mit Jinho Moon und Lilith Grigorian am Klavier nicht bei dem Gesang verschiedener Opern-Arien. Marina Medvedeva (Sopran) trat ebenfalls gemeinsam mit dem jungen koreanischen Pianisten auf, der im letzten Jahr spontan und dankenswerterweise als Blätterer für die Kollegen eingesprungen ist. Auf ihrem Programm stand neben ein paar Strauss-Liedern dann auch zusammen mit Karo das Duett Alfredo/Violetta „Libiamo ne’lieti calici“ aus dem ersten Akt der Oper „La Traviata“ von Verdi.

vision string quartet, Foto: Karlheinz Krämer
vision string quartet, Foto: Karlheinz Krämer

Nachdem die beiden Gruppen im zweiten Teil die Programme im jeweils anderen Saal wiederholt hatten, ging es nach der zweiten Pause für alle im Landschaftsforum in die dritte Runde. „Freestyle“ nach Ansage stand auf dem Programm. Da gab es auf einmal Beatles-Lieder und Kammermusik, Schauspieleinlagen gefolgt von ernster Musik: sehr intensiv, abwechslungsreich und lang, dabei aber absolut kurzweilig. Um ca. 00:30 Uhr endete dieser musikalische Marathon, bei dem auch ein Geburtstagsständchen für die Mutter eines Musikers des vision string quartets sowie nach Mitternacht „unsere“ Nationalhymne zu Ehren der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft anlässlich der WM in Brasilien nicht fehlen durfte.

Diese 13 Musiker unter einen Hut zu bekommen, was An- und Abfahrt, Unterbringung und Proben anging, war gar nicht so leicht. Berit Sohn, unsere Künstlerbetreuerin, hat diese Meisterleistung dank der Unterstützung durch unseren Fahrdienst (Uwe Pape als Fahrdienstleiter und Lothar Milkau, der nebenbei auch noch Gert Ufkes bei der Technik unterstützt) wie immer souverän gemeistert. Unser Dank gilt allen Beteiligten: vom Bühnenbauer über die Klaviertransporteure, den Klavierstimmer, die Musiker, dem Team und vor allem den zahlreichen Gastgebern und natürlich den Konzertbesuchern, die bei dieser Langen Nacht der Gipfelstürmer Sitzfleisch bewiesen haben! Wie wir das bei den zahlreichen Gasteltern wieder gut machen können, die ebenfalls lange auf ihre Übernachtungsgäste gewartet haben, wissen wir gar nicht. Die Künstler haben sich jedenfalls allesamt sehr wohl gefühlt und sich über die Rundum-Betreuung aller gefreut.

Die Ostfriesische Landschaft, Foto: Karlheinz Krämer
Die Ostfriesische Landschaft, Foto: Karlheinz Krämer

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