Erlebnisreiche Tage mit der Hong Kong Sinfonietta

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Hong Kong Sinfonietta
Die Hong Kong Sinfonietta bei ihrem ersten Konzert in Deutschland – bei den Gezeitenkonzerten in Ostfriesland

In der vergangenen Woche war so einiges los. Zwei Orchesterkonzerte mit mehr als 50 Musikern, die extra aus Hong Kong eingeflogen wurden, sind zwar eine enorme Bereicherung, machen aber auch viel Arbeit. Die Hauptlast dabei liegt bei unserer Künstlerbetreuerin Berit Sohn, die zusammen mit dem Stab der Hong Kong Sinfonietta (HKS) alle Zeiten abgestimmt und in Leer alles für einen reibungslosen Ablauf in die Wege geleitet hat. Ursprünglich waren mehr Gastspiele angedacht, nun kam die HKS auf ihrer Europatournee erstmalig nach Deutschland – zu den Gezeitenkonzerten nach Ostfriesland. Es war der Auftakt, bevor es im Anschluss nach Portugal und danach nach Frankreich weitergehen sollte.

Die erste Aufregung wurde uns schon aus dem Bus von Hamburg nach Leer mitgeteilt: Ein Koffer mit der Konzertkleidung war am Flughafen nicht auffindbar. So wurde Dienstagmittag an uns die Frage herangetragen, ob wir für einen der Musiker einen Frack ausleihen könnten. Sofort wurden alle Verbindungen bespielt, nette Telefonate geführt… Letztendlich lag das Gute doch sehr nahe: Fenna Denef aus dem Kostümfundus der Ostfriesischen Landschaft konnte aushelfen und lieh uns sogar gleich zwei Fräcke (ich hab’s nachgeguckt) und eine Fliege aus und nähte noch Knöpfe an und hübschte auf. Obschon Größe 50 angefragt worden war, waren beide hoffnungslos zu große, aber die Musiker haben so lange untereinander getauscht, bis er irgendjemandem halbwegs passte.

Hong Kong Sinfonietta
Ein Horn

Wir waren gespannt, was uns erwarten würde. Da sich sowohl Deutschlandfunk Kultur als auch NDR Kultur angekündigt hatten, waren alle im Vorfeld ein wenig aufgeregt, vor allem, weil wir wussten, dass der Platz für die Musiker in Leer begrenzt sein würde. Berit hatte wie gewohnt alles perfekt vorbereitet, sodass wir, als wir am Mittwochmorgen zur Probe nach Leer fuhren, auf ein entspanntes Begleit-Team der HKS stießen und auch die Musiker waren sehr zufrieden, vor allem auch mit den für sie ausgeliehenen Instrumenten wie Bässe und Pauken. Am Vorabend war schon alles inspiziert und von der Chefdirigentin Yip Wing-sie abgenommen worden. Diese Nachricht entspannte einiges. Auch Christoph Poppen war tiefenentspannt, sodass wir uns nach einer halben Stunde Zuhörens in Richtung Aurich verabschieden konnten. Witzig war in dem Zusammenhang auf der Hinfahrt zur Probe auf der Autobahn aus einem von uns überholten Auto, ein grinsendes Männergesicht und ein „Daumen hoch“, vermutlich zum Gezeiten-Arteon. Das war ein nettes Zeichen, was uns sehr gefreut hat.

Hong Kong Sinfonietta
Die Hong Kong Sinfonietta bei ihrem ersten Konzert in Deutschland – bei den Gezeitenkonzerten in Ostfriesland

Beide Gezeitenkonzerte mit dem fantastischen Orchester waren große Klasse. Im Anschluss an das zweite, zusammen mit Lena Neudauer, bekam ich eine Rückmeldung, die mich sehr freute. Es sei das schönste Musikerlebnis bei einem Sinfoniekonzert gewesen, was er je gehabt habe, sagte mir ein Besucher, der selbst Musiker (allerdings nicht im Klassik-Genre) ist. Seine Frau war sehr überrascht von seiner Äußerung, unterstrich aber bei den Langen Nächten die Nachhaltigkeit, denn das Programm habe noch einige Tage auf dem Küchentisch gelegen und wurde aufbewahrt.
Nachhören können Sie das erste Gezeitenkonzert mit der Hong Kong Sinfonietta unter der Leitung von Christoph Poppen mit den Solistinnen Juliane Banse (Sopran) und Clara-Jumi Kang (Violine) am Sonntag, dem 10. August ab 20:03 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur. Das Zweite unter der Leitung von Yip Wing-sie, bei der es ein Erlebnis war, ihr beim Dirigieren zuzuschauen, zusammen mit der Ausnahme-Violinistin Lena Neudauer wird am Sonntag, dem 29. Oktober als Sonntagskonzert auf NDR Kultur ausgestrahlt.

Hong Kong Sinfonietta in Leer im Regen
Bei dem Wetter möchte man Musiker in Konzertkleidung einfach nicht aussteigen lassen

Am Mittwoch zeigte sich Ostfriesland mal wieder von seiner extremen Seite. Zumindest bei der Ankunft der Orchestermusiker, die mit zwei Bussen vom Hotel zur Kirche gefahren wurden, regnete es in Strömen, sodass an ein Aussteigen nicht zu denken war. Glücklicherweise haben die Fahrer klug reagiert und sie direkt vor dem Eingang des Gemeindehauses rausgelassen, sodass nur noch zehn Meter zu überbrücken waren. Das konnte auch in Konzertkleidung bewältigt werden. Dort waren ohnehin die meisten Instrumente eingeschlossen und auf dem Weg in die Kirche war der Spuk vorerst vorbei.

Glücklicherweise selbst bei Regen noch gut gelaunt und zupackend: Unser Catering-Team

Richtig getroffen hat es dann leider unsere Caterer, die in der Pause erneut einen richtigen Schauer abbekamen und sogar darüber nachgedacht haben, abzubauen, da es so ganz nebenbei auch noch blitzte und donnerte. Wir waren froh, dass sie sich fürs Bleiben entschieden hatten, denn pünktlich zur Pause brach die Sonne durch die Wolken als wäre nichts gewesen. So wunderte sich beispielsweise auch ein Gast, wo denn die Aschenbecher seien, woraufhin ich erklärte, dass sie vermutlich vollgelaufen seien und aus diesem Grund als entbehrlich befunden und verpackt wurden, so wie auch die Deko und alles andere, was verzichtbar schien.
Hier kamen unsere Regencapes, die wir vorsorglich für das Freiluftkonzert auf dem Freibadgelände mit dem Mathias Eick Quintett besorgt hatten, zum Einsatz. Gut, dass Wiebke Schoon und Johanna Pape sie dabei hatten.

Extra zu Ehren der Hong Kong Sinfonietta
Annchen Brunken im Kleid, das sie vor 30 Jahren in Hong Kong gekauft hat

Annchen Brunken, Kassenwartin unseres Freundeskreises der Gezeitenkonzerte, war an beiden Abenden mit der Hong Kong Sinfonietta dabei. Am Mittwoch hatte sie extra das Kleid, das sie vor dreißig Jahren während einer Studienreise nach Hong Kong ebendort gekauft hatte, angezogen. Es passt ihr immer noch hervorragend, und die Musiker fühlten sich sehr geehrt als sie das erfuhren. Für sie war es ein Zeichen der Freundschaft mit Hong Kong und der Sinfonietta und der Ehre für Charles Kwong, dessen Komposition „At the Very end of Old Dreams“ am Mittwoch beim Gezeitenkonzert uraufgeführt wurde.
Als fast alles aufgeräumt war – das ging blitzschnell, da wirklich alle mitangefasst haben – gab es von Ivy, Athena und Mary-Lu noch Gastgeschenke für alle aus dem Team: Eine Stickerkarte mit Komponistenporträts und eine edle Postkarte mit den wichtigsten Konzertsälen Hong Kongs, die der gleiche Künstler, Wilson Shieh, für die Hong Kong Sinfonietta erstellt und mit Instrumenten ausgeschmückt hat.

Unser Dank gilt allen Beteiligten, vor allem aber auch Simon Bender von der Großen Kirche Leer, der uns an allen Tagen gut betreut und vieles möglich gemacht hat!

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