Bei den Gezeitenkonzerten 2013 treffen Junge Wilde auf nimmermüde Könner

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Matthias Kirschnereit mit dem Vorflyer der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer
Matthias Kirschnereit mit dem Vorflyer der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer

Gestern Abend war es soweit: Matthias Kirschnereit hat vor einem kleinen Kreis einen ersten Ausblick auf die Gezeitenkonzerte 2013 gegeben. Abgerundet hat er das durch mehrere musikalische Kostproben. Geladen waren die Förderer oder solche die es werden könnten, Vertreter der Städte und Gemeinden und natürlich der Ostfriesischen Landschaft sowie die Presse.
Vorgestellt wurden die dreißig Konzerte vom Faltblatt plus die beiden, die kurzfristig im Laufe der letzten Woche noch hinzugekommen sind, die neuen Spielorte, das Thema „Entdeckungen“ und vor allem natürlich die Künstler und ihre Programme, die von Matthias Kirschnereit sorgfältig ausgewählt wurden.

 

Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer
Matthias Kirschnereit, Foto: Karlheinz Krämer

Zu fünf Uhr nachmittags hatte die Ostfriesische Landschaft eingeladen. Eröffnet wurde der Abend nach ein paar kurzen einführenden Worten von Landschaftspräsident Collmann durch Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ aus den Kinderszenen op. 15 gespielt vom künstlerischen Leiter. Es folgte der Schritt nach Ungarn mit Franz Schuberts „Ungarischer Melodie in h-Moll D 817“, bevor Matthias Kirschnereit das Wort ergriff und den Vorflyer aus seiner Tasche hervorzauberte. Er sei traurig, dass er auch 2013 nicht bei allen Konzerten anwesend sein könne, da sämtliche Gezeitenkonzerte seiner Meinung nach so interessant seien, dass er eigentlich keins davon verpassen möchte, so der künstlerische Leiter. Und das Programm ist wirklich vielfältig geworden. Begonnen wird mit zwei hochkarätigen Streichquartetten, dem Verdi Quartett und dem Vogler Quartett, die als krönenden Abschluss des Eröffnungskonzertes das Oktett für Streicher Es-Dur op. 20 von Mendelssohn darbieten, bevor sie am Tag drauf beide gemeinsam mit Matthias Kirschnereit als Quintett spielen. Dass dabei dann noch im Verdi-Jahr das einzige Streichquartett gespielt wird, aber auch Entdeckungen von Schulhoff und – meiner persönlichen Entdeckung des letzten Jahres – Mieczysław Weinberg, ließ er dabei nicht unter den Tisch fallen. Danach geht es weiter mit dem Ausnahmepianisten Lars Vogt, der in diesem Jahr mit seiner Partnerin und Bratschistin Rachel Roberts auftritt.

Kurzfristig ist uns leider die tolle Bigband Maiden Voyage auf dem Weg abhanden gekommen. Es ist nicht immer einfach rund sechzig Musiker unter einen Hut zu bekommen. Ursprünglich war geplant, dass die Bigband zusammen mit dem mehrfach preisgekrönten Kammerchor Vocalisti Rostochienses von Dagmar Gatz auftreten sollte. Dafür eine geeignete Spielstätte zu finden, gestaltete sich schwierig. Und als es endlich so weit war, passte der Termin der wichtigsten Person der Band nicht mehr. Auf Benny Köthe wollte Matthias Kirschnereit jedoch nicht verzichten, obgleich er Ersatz vorgeschlagen hatte. So wird der Chor nun durch ihn selbst verstärkt, was vielleicht nicht nötig, aber dennoch eine Bereicherung ist. Gefolgt wird dieses Gezeitenkonzert vom Erlebnistag im Ostfriesischen Landwirtschaftsmuseum Campen, wo in diesem Jahr das Bremer Figurentheater „Mensch, Puppe!“ in Zusammenarbeit mit den Nekkepenns zwei musikalische Märchen-Programme aufführt. Dazwischen gibt es wieder Workshops für die Kinder, deren Ergebnisse im zweiten Bühnenprogramm zu sehen und zu erleben sind. Um hier nicht gleich alles vorweg zu nehmen – auf alle Gezeitenkonzerte wird hier noch ausführlich eingegangen, kürze ich hier ein wenig ab.

Als besondere Entdeckungen – ganz ohne Thema – haben sich im letzten Jahr die Gipfelstürmer erwiesen. Konnte sich anfangs nicht jeder etwas darunter vorstellen, haben doch gerade diese jungen, aufstrebenden Talente viele Gäste in ihren Bann gezogen. Da sind sich der künstlerische Leiter und das Team der Gezeitenkonzerte sicher: Das wird auch in diesem Jahr gelingen. Caspar Frantz und Julian Arp machen im neuen Gezeitenspielort Kirche Groothusen den Auftakt, gefolgt vom Mariani Klavierquartett in ebenfalls – für uns – neuen Kirche in Timmel, der Joseph Joachim Violinwettbewerbsgewinnerin Alexandra Conunova-Dumortier zusammen mit der energiegeladenen Pianistin Lilit Grigoryan, dem Rheingold Trio und Janka Simowitsch. Den Abschluss der Gipfelstürmer gibt das famose SIGNUM Saxophonquartett im Alten Kurhaus Dangast.
Junge Talente, ob Gipfelstürmer oder Julian Steckel, der als Erster Preisträger des ARD-Wettbewerbs nicht mehr so richtig in diese Kategorie fällt, aber dennoch so jung und aufstrebend ist, wechseln sich mit den arrivierten Künstlern wie Sharon Kam, Christian Tetzlaff oder Ingolf Turban ab. Ein sehr spezielles Konzert gibt es in der Emder Kunsthalle, wo Jörg Widmann nicht nur als Komponist, sondern auch als Klarinettist in Erscheinung tritt und zusätzlich noch ein paar erklärende Worte zu seinen Werken sagt. Dort spielt er zusammen mit dem jungen Neophon Ensemble von Konstantin Heuer.

Gleich fünf Orchesterkonzerte finden sich 2013 im Programm der Gezeitenkonzerte. Dank unseres Hauptförderers Statoil kommt das junge norwegische Ensemble Allegria für gleich zwei Konzerte nach Ostfriesland. Erst im Herbst 2012 wurden die rund zwanzig Musiker im Alter zwischen zwanzig und sechsundzwanzig Jahren vom norwegischen Mutterkonzern als Heroes of Tomorrow (HoT-Talente) ausgezeichnet und stehen somit in einer Reihe mit der Trompeterin Tine Thing Helseth, den Violinistinnen Eldbjørg Hemsing und Vilde Frang oder den Pianisten Christian Ihle Hadland und Leif Ove Andsnes. Das niederländische Haydn Jeugd Strijkorkest gestaltet in der tollen Georgskirche in Weener ein Konzert gemeinsam mit dem ausgezeichneten Puchheimer Jugendkammerorchester. Ingolf Turban spielt zusammen mit der Academy of Taiwan Strings und die Kammerakademie Potsdam setzt den krönenden Schlusspunkt am 11. August in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden.

Zwei Jazzkonzerte, die nicht nur die Kenner erfreuen werden, mit dem Julia Hülsmann Quartett in Aschendorf und dem Ulrich Drechsler Trio auf Gut Horn in Gristede runden das musikalische Angebot im Sommer auf der Ostfriesischen Halbinsel ab.

So sollte für fast jeden Musikliebhaber etwas dabei sein: Matthias Kirschnereit und das Team der Gezeitenkonzerte freuen sich auf neugierige Konzertgäste und ein spannendes Programm mit faszinierenden Künstlern.

Die Gäste waren sich bereits in der Pause einig, dass es ein sehr intensiver Konzertsommer für sie wird.

Nach Hause entließ sie Matthias Kirschnereit nach einem musikalischen Bogen über Italien mit Ginasteras Finale aus der 1. Klaviersonate op. 22 „Ruvido ed ostinato“ und Russland (Rachmaninoffs Prélude gis-Moll op. 32/12 und dem fulminanten Schlusspunkt mit Debussys wunderbarem Mouvement.

Publikum bei der Vorstellung der Gezeitenkonzerte 2013, Foto: Karlheinz Krämer
Publikum bei der Vorstellung der Gezeitenkonzerte 2013, Foto: Karlheinz Krämer

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