Mandoline mit Avi Avital in Sengwarden

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Avi Avital, Foto: Guy Hecht
Avi Avital, Foto: Guy Hecht

Nicht nur klein und mehr als fein

In der Reihe „Seltene Soloinstrumente“ hatten die „Gezeitenkonzerte“ noch nicht wirklich viel zu bieten – sieht man einmal von einigen Schlagzeugbatterien, diversen Saxophonen und anderen solistischen Nischeninstrumenten wie Harfe oder Bratsche ab. Aber 2015 ist es anders. Nicht nur das Aleph Gitarrenquartett (am 1. August in Hesel) bringt besondere spezielle Farbe ins Programm, ganz besonders ist dies mit der Kremerata Baltica und dem Solisten des Abends, Avi Avital, der Fall. Denn Avi Avital spielt – Mandoline!

 

Die Mandoline (engl. mandoline, frz. mandoline, ital. mandolino, span. bandolin, vietnam. đan mȃng-đó-lin – mehr Übersetzungen hab’ ich auf die Schnelle nicht gefunden) heißt so, weil sie mit einem mandelförmigen Spielplättchen, genannt Plektron, gespielt wird. Lange Notenwerte werden mit schnellem Tremolo gespielt, was diesen charakteristischen Mandolinenklang hervorzaubert, denn das Instrument hat doppelte Saiten, also insgesamt acht Stück. Mir war das eher unscheinbare Instrument bisher nur aus der siebten Sinfonie von Gustav Mahler geläufig, wo es im vierten Satz, der „Nachtmusik II“, eingesetzt wird und für tolle Effekte sorgt: „Alle Viertel und Halben tremolo, alle Achtel gewöhnlich.“ Wie in der italienischen Mandolinenschule also. Anhören!

Musik für Mandoline in der Kunstmusik ist rar, weshalb entweder Bearbeitungen eine Lösung sind (etwa Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten, von Avi Avital gerade eingespielt – ein Video davon sehen Sie unter dem Beitrag) – oder gleich Neuschöpfungen. Der führende Mandolinenspieler unserer Zeit vergibt deswegen Kompositionsaufträge, zum Beispiel an den 1975 in Tel Aviv geborenen israelischen Komponisten Avner Dorman. 2006 schrieb Dorman ein Mandolinenkonzert speziell für Avi Avital, was als echte Besonderheit am Dienstag, den 7. Juli (Beginn 20:00 Uhr), in der St.-Georgskirche Sengwarden auf dem Programm stehen wird. Außerdem werden ein Violinkonzert von Johann Sebastian Bach und Rumänische Volkstänze von Béla Bartók geboten – also das volle Programm, musikhistorisch gesehen. Dazu Streichermusik von Mieczysław Weinberg (dessen Klavierquintett vor zwei Jahren in Reepsholt eine echte Gezeitenkonzert-Entdeckung war), eine Kammersinfonie aus dem Jahr 1991, die spätromantisch-altersmilde klingt. Spannend!

Wenn das nicht ein Konzerterlebnis wird, das gleichermaßen „Entdeckungen“, „Kontraste“ und „Neue Bahnen“ vereint. Hingehen!

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